Pater Wolfgang M. Götz "in den ewigen Sion" heimgerufen worden

In den frühen Morgenstunden des 26. Januar 2023 rief Gott völlig überraschend unseren Mitbruder Pater Wolfgang Maria Götz in seiner Einsiedelei «Nazareth» zu sich. Da er nicht wie gewohnt zur Mittagszeit zum Gebet erschienen war und auch seine Essensration nicht abholte, gingen Mitbrüder zu seiner Einsiedelei und fanden Pater Götz, wie er schon heimgerufen worden war. Damit vollendete sich sein Dasein als Einsiedler in der Nähe des Berges Sion, im Wambachtal.

Das ist mein geliebter Sohn,
an dem ich Gefallen gefunden habe.
Diese Stimme, die vom Himmel kam,
haben wir gehört,
als wir mit ihm auf dem Heiligen Berg waren.

2. Petrusbrief 1,17f.

 

Wolfgang Götz wurde am 20.10.1946 in Heppenheim / Bergstr. geboren und am 24.10. getauft. Er war Kind von Karl Götz und Luise Götz, geb. Welsch. Seine Schwester Rita und sein Bruder Norbert waren vor ihm geboren, später kam noch sein Bruder Manfred hinzu. Durch den Krieg aus Mainz vertrieben, wohnte die Familie in Einhausen bei Heppenheim bei einer Tante. Dort wuchs er in den ersten Lebensjahren auf, besuchte dort den Kindergarten und kam 1953 in die Volksschule.
Am Ende des Jahres 1954 konnte die Familie wieder nach Mainz zurückkehren und in der Innenstadt eine Mietswohnung beziehen. 1957 kam er an das bischöfliche Willigis-Gymnasium. Damit wurde auch die Verbindung mit der Marianischen Kongregation an der Schule möglich, die ihn entscheidend prägte. Dort weihte er sich der Gottesmutter Maria und war einige Zeit Präfekt der MC. In den letzten Jahren des Gymnasiums wurde in ihm immer stärker der Wunsch nach einem kontemplativen Leben wach. Das Leben der Kartäuser war ihm dabei eine Inspiration.
Nach seinem Abitur 1966 entschied sich Wolfgang, in das Mainzer Priesterseminar einzutreten. Er wählte diesen Weg, weil sich die Eltern schwer taten, seiner monastischen Berufung zuzustimmen. Mit dem ersten Kennenlernen von Schönstatt durch Studienrat Krimm, der als Schulseelsorger am Willigis-Gymnasium wirkte, wollte er Sicherheit gewinnen für eine klare Wahl des Lebensweges. Entscheidend wurde die Teilnahme an einer Fahrt der Schönstatt-Mannesjugend der Diözesen Mainz und Speyer nach Cambrai / Frankreich zur Jahreswende 1966/67. Pfarrer Krimm hatte ihn dazu eingeladen. Das Erlebnis dieser Fahrt brachte eine Entscheidung für Schönstatt und die Teilnahme an den Treffen der Theologengemeinschaft, zumal dem wichtigen Treffen am 24. April 1967, das als «Oberkircher Ereignis» bekannt wurde. Am Ende dieser Tagung besuchten einige Theologen Pater Kentenich in Schönstatt; das war für Wolfgang Götz die erste Begegnung mit dem Gründer. Als mit dem Abschluss des Philosophicums ein neuer Schritt anstand, vermittelte Pfarrer Krimm eine Begegnung mit P. Kentenich im März 1968, die eine endgültige Entscheidung für die Schönstatt-Patres in Hinblick auf einen entstehenden kontemplativen Zweig bzw. eines Einsiedlerlebens brachte.

Am Ende des vierten Semesters meldete er sich von der Universität Mainz und vom Priesterseminar ab. Durch den überraschenden Tod Pater Kentenichs wurde der Beginn des Noviziates auf den 15. November 1968 verschoben.
Das Noviziat brachte für Wolfgang Götz das Hineinwachsen in einen Weg des geistlichen Wachstums, in die Welt Schönstatts und in die Kursgemeinschaft der Filii Patris ex Coenaculo. Auf diesen Namen weihte sich der Kurs am 24. September 1969 der Mater Ter Admirabilis. In der Zeit des Praktikums konnte er neben der Arbeit in einer Fabrik einen Monat in der Trappistenabtei Mariawald verbringen, und seine spezifische Berufung zu prüfen. Am 15. September 1970 legte er mit dem Kurs die erste Vertragsweihe ab. Es folgte die Zeit des Studiums und der Universität in Münster. Für ein Praktikum kehrte er zurück an seine Mainzer Schule, das Willigis-Gymnasium, wo er wiederum auf den Schulseelsorger Werner Krimm traf. Nach einer Zeit als Diakon in Vluyn wurde er am 19. Oktober 1975 während der Oktoberwoche in der Anbetungskirche in Schönstatt durch den Trierer Weihbischof Kleinermeilert geweiht. Als Dank, das Ziel des Priestertums erreicht zu haben, fügte er damals seinem Namen den Beinamen Maria hinzu.
Im November begann seine Kaplanszeit in Petersberg bei Fulda. Am 15. September 1976 legte er seine Vertragsweihe auf Ewig im Heiligtum auf Berg Sion / Schönstatt in die Hände von P. Francisco Javier Errázuriz ab. 1977 begann er einen Seelsorgseinsatz in der Bewegung: in erste Linie für die Schönstatt-Mannesjugend in der Diözese Fulda, an zweiter Stelle eine Mithilfe in der Wallfahrt in Schönstatt. Ab dem 25.12.1977 konnte er endlich in der Anbetungsgemeinschaft leben, in die er Weihnachten 1979 endgültig eingegliedert wurde. Fast 10 Jahre nahm er teil an dem gleichbleibenden Rhythmus des engen Gemeinschafts- und Gebetslebens der kleinen Anbetungsfiliale, anfangs in den Baracken beim Heiligtum auf Berg Sion, später im neuen Haus der Anbetung. Das für die Anbetungsgemeinschaft eigene Apostolat pflegte er durch gelegentliche kleine Exerzitienkurse, Einzelexerzitien und die Betreuung vieler Einzelgäste des Anbetungshauses. Er hatte dort gewissermassen die Aufgabe eines Gästepaters.
Als ein weiterer Pater zur Anbetungsgemeinschaft stieß, konnte er endlich seinen langgehegten Wunsch in Angriff nehmen, als Einsiedler zu leben. Am 8. Dezember 1987 wurde die kleine Einsiedelei – eine Holzhütte im Wambachtal – eingeweiht und in der Fastenzeit 1988 durfte er sie beziehen. In einer gewissen Rückbindung an die Anbetungsgemeinschaft lebte er bis zuletzt dieses Leben der Zurückgezogenheit. Auch die bleibende Verbundenheit mit seinem Kurs und dessen Ideal war für ihn eine Quelle lebendiger Motivation; aber auch die Kursgemeinschaft war dankbar, einen ständigen Vertreter am Gnadenort, einen ständigen Beter auf dem Berg Sion zu haben.

Mit der Zeit bekam seine Einsiedelei Nazareth eine Ausstrahlung über die Schönstatt-Bewegung hinaus, denn Pater Wolfgang unterhielt Beziehungen zu anderen Eremiten und Eremitinnen und gab ihnen von seinen reichen Erfahrungen weiter.
Lange Zeit hielt er auch einige Bienenvölker und konnte von seiner Honigernte an die Gemeinschaft einen Beitrag leisten. Diese Arbeit wurde ihm aber in der letzten Zeit zu beschwerlich, so dass die Bienenvölker verkaufen musste.
Sogar das Fernsehen wurde auf seine Einsiedelei aufmerksam und brachte einmal einen längeren Beitrag über sein Einsiedlerdasein. Er konnte damit vielen Menschen von seiner treuen Ausrichtung auf das Eine, Wesentliche zeigen und von seiner Sehnsucht nach Gott und dem Leben mit ihm Zeugnis geben.
Mit großem innerem Engagement, einem tiefen Glauben an Gottes Wirken lebte er sein Leben als Einsiedler auf dem Berg Sion in großer Treue und mit der Hoffnung auf die ewige Vollendung bei Gott in der Erwartung der Tabor-Herrlichkeit, wo alle Ungewissheit und alles Dunkel der Helle weicht.

P. Michael Czysch

 


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