Internationaler „Pfingstkongress“ 2022

Liebe Freunde und Angehörige vom Berg Sion,

die Schönstattbewegung in unserem Land ist unglaublich vielfältig und bietet Anknüpfungspunkte für Engagement, Lebensgestaltung und Inspiration und schenkt vielen Menschen einfach eine geistige Heimat. Diese Vielfalt multipliziert sich, wenn man sich vor Augen führt, dass Schönstatt in allen Kontinenten und in den verschiedensten Kulturen und Sprachen als Bewegung existiert und sich weiter ausbreitet.

Zum zweiten Mal fand in der Woche nach Pfingsten dieses Jahr der sogenannte internationale „Pfingstkongress“ statt, bei dem es darum geht, sich auszutauschen, Gemeinsamkeiten zu suchen, Schwierigkeiten in den Blick zu nehmen und vor allem sich durch die Begegnung inspirieren zu lassen. Der erste Pfingstkongress fand im Jahr 2015 statt als Frucht des hundertjährigen Schönstatt-Jubiläums 2014. Das Zusammenkommen der internationalen Bewegung ist also eine recht junge Erscheinung in der Geschichte der Schönstatt-Bewegung. Dieses Jahr kamen in der Woche nach Pfingsten vom 8. bis 12. Juni ca. 145 Personen aus 30 verschiedenen Ländern, also ca. 3-5 Vertreter aus jedem Land, für diesen Pfingstkongress unter dem Motto „Bewegt von Gottes Geist“ nach Schönstatt. Das waren Laien und Priester, Patres und Schwestern, die als Repräsentanten ihres jeweiligen Landes nach Schönstatt entsandt wurden. Und so waren die Themen, Impulse und Workshops dieser fünf Pfingsttage sehr breit gefächert und vielfältig. Das Ziel des Kongresses war, bei aller Unterschiedlichkeit gemeinsame Herausforderungen zu entdecken, Probleme und Schwierigkeiten zu identifizieren, wichtige Grundhaltungen für die kommenden Jahre festzuhalten und einige besondere Anliegen und Konkretionen in den Blick zu nehmen.

Die Tage waren geprägt von einem großen Bogen: Zu Beginn ging es ein bis zwei Tage lang um ein gegenseitiges Wahrnehmen der Entwicklungen in den einzelnen Ländern, dann um eine intensive Beschäftigung mit all den Fragen um die Person Pater Kentenichs und deren Wirkung in den Bewegungen der Länder. Dann wurde die Lage der Kirche und ihrer Herausforderungen thematisiert, bevor in einer Auseinandersetzung mit den Stimmen der Zeit die Frage nach den anstehenden Aufgaben und unserer Antwort darauf als internationale Schönstatt-Bewegung zur Sprache kam.

 

Immer wieder konnten wir im gemeinsamen Arbeiten und im ernsthaften Ringen und Suchen um Schritte in die Zukunft die Erfahrung der Jünger Jesu im Pfingstsaal nachempfinden: Die geistliche Erfahrung, dass im Hören aufeinander, im gegenseitigen Vertrauen, im gemeinsamen Beten und im Bündnis mit der Gottesmutter ein „Mehr“ entsteht.

Ich will nur einen Kernaspekt hervorheben, der in diesem geistgewirkten Miteinander wichtig geworden und der auch in der Schlussbotschaft zu finden ist: Der Charakter dieser Haltung des Aufeinander-Hörens, der mit den Worten „offen“, „lernend“ und „synodal“ beschrieben ist. In dieser Haltung begegneten sich die Teilnehmer untereinander, aber eben auch den Themen, Problemen und Herausforderungen: Bereitwillig und offen lernen zu wollen, wie Gott in den Herausforderungen spricht und dabei – da niemand alleine die Macht oder Kompetenz besitzt, diese Deutung vorzunehmen – aufeinander zu hören, gemeinsam zu suchen und eben synodal Wege zu gestalten.

Es war für mich als einigermaßen junger Schönstatt-Pater ein Privileg und eine inspirierende Kraftquelle, mich im Dienst dieses gemeinsamen Suchens zu wissen. Das gegenseitige Wahrnehmen und Aufeinander-Hören, das ernsthafte Ringen um Wege in die Zukunft Schönstatts und der „Causa Kentenich“, die Erfahrung, dass der Heilige Geist im ganzen Prozess der eigentliche Protagonist ist – das ist eine unglaubliche und motivierende Kraftquelle für mich als junger Priester.

Die Schlussbotschaft des Kongresses ist in Form eines Briefes gehalten. Ein Brief, der, ähnlich wie die Apostelbriefe des Paulus, eine Ermutigung sein möchte und dabei Zeugnis von der Haltung gibt, die uns auf dem Pfingstkongress geschenkt wurde und die ich auch Ihnen, liebe Freunde des Berges Sion, wünsche: Wo wir diese Haltung realisieren, sind wir „ein Brief Christi, [...] geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf Tafeln der menschlichen Herzen” (2 Kor 3,3).

Liebe Freunde vom Berg Sion, wir danken Ihnen herzlich für all Ihre Unterstützung und wünschen Ihnen in der Begegnung mit dem Berg Sion und mit der Schönstatt-Bewegung immer wieder neu diese inspirierenden Gaben des Geistes.

Pater Felix Geyer


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