Im April werden wir Ostern, die Auferstehung Jesu Christ feiern. Die Liturgie der Osternacht lädt uns ein, den auferstanden Herrn zu loben und zu preisen. Unser Lobpreis kommt zum Ausdruck im Osterlob – „Exsultet“.
Das Osterlob wird in der Dunkelheit vor der Osterkerze gesungen, mit brennenden Kerzen in den Händen:
„Dies ist die Nacht, die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, dem Elend der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt und einfügt in die heilige Kirche. … Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. … O wahrhaft selige Nacht, dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen, in der Christus erstand von den Toten. Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: „Die Nacht wird hell wie der Tag, wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben.“… In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater, nimm an das Abendopfer unseres Lobes, nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe!“
Mit brennenden Kerzen in unseren Händen werden wir unser ‚JA-Wort’ dem auferstandenen Jesus erneut sagen, wenn wir unser Taufversprechen erneuern. Wir sagen nochmals Ja, nicht als ein geschichtliches Ereignis, sondern wir sagen Ja zu Jesus Christus in unserem Leben im Jahr 2018!
Die brennende Kerze, die jeder persönlich in Händen hält, ist auch ein Symbol und Bild für uns Menschen, und ich möchte Sie einladen, dass wir über das „österliche Menschenbild“ nachdenken. Besonders in den österlichen Tagen können wir von zwei verschiedenen Menschenbildern sprechen – ein Menschenbild vor Karfreitag und ein Menschenbild nach Karfreitag.
Das Menschenbild vor Karfreitag ist ein Menschenbild ohne das Kreuz des Karfreitags. Ein Menschenbild, das in Gefahr ist, oberflächlich zu sein. Ein Leben, das die Schwierigkeiten und Herausforderungen des alltäglichen Lebens ablehnt oder vermeidet. Ein Leben ohne die notwendige Konfrontation mit dem Kreuz, sowohl auf der persönlichen wie auch auf der gesellschaftlichen Ebene.
Jesus, der auferstandene Herr, verkörpert ein anderes Menschenbild, ein Menschenbild nach dem Karfreitag. Jesus ist auferstanden, aber der auferstandene Jesus trägt die Zeichen der Wunden. Die Wunden sind sichtbar, aber sie bluten nicht, weil Jesus auferstanden ist. Jesus, der auferstandene Herr, verkörpert in seinem Leib das Kreuz vom Karfreitag und zugleich das Kreuz, dass jede Person trägt.
Das Menschenbild nach dem Karfreitag, das österliche Menschenbild, lädt uns ein, Jesus nachzufolgen – Ostersonntag zu erleben, aber durch den Karfreitag hindurch. Das österliche Menschenbild lädt uns ein, unser Kreuz, die Herausforderungen des Lebens, anzunehmen und Jesus, dem Auferstandenen, zu geben. In diesem täglichen Vorgang von ‚Annehmen und Abgeben’ sind wir eingeladen, das österliche Ereignis ganz persönlich zu erleben. Anders ausgedrückt, täglich von der Dunkelheit zum Licht zu leben und dadurch etwas von der Auferstehung in unserem Leben zu erfahren.
Pater Kentenich spricht über diesen Vorgang, wenn er über das betrachtende Gebet spricht. Das Leben nachkosten und vorkosten. Die Ereignisse des Lebens annehmen und abgeben und darin die Stimme Gottes entdecken. Der Weg des Nachkostens und Vorkostens ist auch der Weg des österlichen Menschen, um etwas von der Auferstehung im Alltag trotz aller Schwierigkeiten zu erleben.
Wir beten, dass wir alle ein tiefes Erlebnis in der Osternacht haben werden und dass wir etwas vom Geheimnis und der Gnade der heiligen Nacht erleben.
„Gott, du hast diese Nacht hell gemacht durch den Glanz der Auferstehung unseres Herrn. Erwecke in uns den Geist der Kindschaft, den du uns durch die Taufe geschenkt hast, damit wir neu werden an Leib und Seele und dir mit aufrichtigen Herzen dienen.“
Pater Michael Hagan