Eremiten auf dem Berg Sion? Warum gibt es Eremiten in einer apostolischen Gemeinschaft?
Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass aktives Apostolat ein Gegengewicht in der Kontemplation braucht. Pater Kentenich hat das aus der Tradition der Kirche übernommen. In seinen Unterweisungen über das Gebet sagt er: „Nur wer die Macht des Gebetes richtig einzuschätzen weiß, ahnt die große Bedeutung unseres marianischen „Ehrendienstes“ (gemeint sind: die Anbetungspatres und die Einsiedler) für Wohl und Wehe der ganzen Familie. Wir nennen ihn gerne ihre liebende und betende Macht und bringen damit seine Stellung im Gesamtgefüge der Familie, seine Aufgaben und unsere Erwartungen treffend zum Ausdruck …. Als Kinder unserer Zeit verfallen wir leicht der Gefahr der Vergötzung der Arbeit und des Betriebs. Der „Ehrendienst“ ist dagegen ein wirksames und dauerndes Gegengewicht, das nicht stark genug betont und mobilisiert werden kann.“
Diesen Dienst möchten wir im Herzen der Sionsgemeinschaft erfüllen – „Ad Laudem Gloriae“ – zum Lob der Herrlichkeit Gottes. Dieses Ideal streben wir an, gemeinsam mit den Patres im Haus der Anbetung. Möge es mit Gottes Hilfe Frucht bringen für die ganze Schönstattfamilie!
Hier auf dem Berg Sion sind wir drei Eremiten. Pater Wolfgang lebt seit 30 Jahren ganz in der Nähe in einer Hütte im Wald. Neben den dort anfallenden Tätigkeiten ist er in der Geistlichen Begleitung engagiert und arbeitet unter anderem auch für das Archiv. Pater Agustin war 21 Jahre Anbetungspater in Chile und ist mittlerweile seit zwei Jahren hier auf dem Sion. Er arbeitet häufig im Garten, führt geistliche Gespräche und hält hin und wieder Exerzitien für einzelne Mitbrüder. Bruder Wolfgang lebt seit 9 1/2 Jahren in einer der beiden Einsiedeleien beim Anbetungshaus auf Berg Sion. Er betreibt eine kleine Imkerei und übernimmt, wo notwendig, pflegerische Dienste und sonstige Aufgaben bei den Anbetungspatres. Hinzu kommt Pater Klaus, der seit einigen Jahren mitten in der Großstadt Berlin als Stadt-Eremit lebt und bei den Gottesdiensten am Schönstattzentrum Berlin-Frohnau mitwirkt.
Wir auf dem Sion haben das Geschenk und die Freude, uns jeweils am Sonntagnachmittag bei Kaffee und Kuchen über unser Leben austauschen zu können. Dabei gibt es derzeit das gemeinsame Schwerpunktthema „Wachstum im höheren Gebetsleben“, inspiriert durch das gleichnamige Buch von Pater Kentenich.
Wir treffen uns seit einigen Monaten auch einmal pro Woche mit P. Hans-Werner Unkel, unter dessen Anleitung wir Texte von Pater Kentenich und auch der von ihm benutzten Quellen betrachtend lesen und studieren. Es entwickelt sich dabei jeweils ein tiefer, fruchtbarer Gedankenaustausch, der aber auch eigene Schwächen aufzeigt und zu Korrekturen anregt. Eine sehr anregende Gesprächsrunde, in der auch mal ein Seufzen rausrutscht bei fortschreitender Selbsterkenntnis!
Als Eremiten auf dem Berg Sion leben wir überwiegend in Einsamkeit und Stille. Hier beten wir in den uns anvertrauten Anliegen im Vertrauen auf die Führung Gottes und die Fürbitte und Hilfe unserer Dreimal Wunderbaren Mutter.